Naturschutzhaus e.V.

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Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Naturschutzgebiet "Grube Rosit"

Ökologische Aspekte

Das ehemalige Grubengelände befindet sich im oberen Herzbachtal, dessen Charakter durch den eingelagerten Abraum wesentlich verändert wurde. So sind Einflüsse auf das Kleinklima durch die spezifische Wärmespeicherkapazität des Schiefers, den geänderten Kaltluftabfluß von der Hochfläche, auf der die Orte Zorn und Nauroth westlich bzw. östlich der Grube liegen, und den abgedeckten Bachlauf im Bereich der Abraumhalden wahrscheinlich.

Durch die südexponierten Hänge der Abraumhalden, den etwa Nord-Süd ausgerichteten Talzug und die dunkle Färbung des Schiefers wurde auf dem Abraum die Ansiedlung xerothermer Arten begünstigt, die gleichzeitig als typische Vertreter der Magerrasen- und Felsgrusgesellschaften die relative Nährstoffarmut des Gebietes belegen. Zu nennen wären hier zum Beispiel Carlina vulgaris, Europhila vulgaris, Hieracium pilosella, Hypericum perforatum, Melica ciliata, Origanum vulgare, Sedum acre, Sedum rupestre und Thymus pulegioides. Da es sich bei der Grube Rosit nicht um ein Erzbergwerk handelte, fehlen andererseits die sonst für Bergwerkshalden typischen Europäisch-Westsibirischen Schwermetallrasen der Violetae calaminariae Formation, wodurch erst die Ansiedlung der oben genannten Arten ermöglicht wurde.

In Abschnitten mit bereits erfolgter Bodenbildung haben sich dagegen Relikte der Ackerunkrautgesellschaften angesiedelt, denen aber einige typische Vertreter der Stellarietae mediae fehlen, was auf die fehlende Bodenbearbeitung und das Bodensubstrat zurückzuführen sein dürfte. Jedoch wird aus den vorhandenen Arten die Bedeutung des Geländes als Rückzugszone einer Pflanzengesellschaft deutlich, die auf den Feldern von Zorn und Nauroth der durch den Einsatz von Herbiziden geprägten modernen Landwirtschaft zum Opfer gefallen ist. In günstigeren Zeiten könnte von hier aus eine Wiederbesiedlung der verloren gegangenen Lebensräume erfolgen. Zu den Pflanzen, die hier erwähnenswert sind, zählen unter anderem: Anthemis arvensis, Centaurea jacea, Galeopsis spesiosis, Galium aperine, Plantago lanceolata, Stellaria media, Spergula arvensis und Tussilego farfara.

In feuchteren Lagen des Gebietes finden sich Pflanzen, die frische, nährstoffreiche Böden bevorzugen, die aus dem weiter verwitternden Schieferschutt und anfliegendem Humus und organischem Substrat gebildet werden. Zu diesen gehören Ajuga reptans, Cerastium vulgare, Epilobium augustifolium, Galium aparine, Galeopsis speciosis, Geranium robertianum, ScrophuIaria nodosa, Stellaria media, Tussilago farfara, Veronica chamaedrys und Vinca minor.

Vielfach befindet sich das Gelände bereits im Stadium fortschreitender Sukzession, das gekennzeichnet ist durch das Auftreten von Pioniergehölzen wie Betula pendu1a, Populus tremula und Sorbus aucuparia. Es ist auch schon zur Ansiedlung größerer Mengen von Pinus sylvestris gekommen.

Der Schwerpunkt der ökologischen Bedeutung liegt somit auf dem Gebiet Magerrasen - Ackerunkrautgesellschaften, hervorgehoben durch den östlich und westlich anschliessenden Wirtschaftswald. Durch die relativ kleinräumige Strukturierung des Gebietes (ehem. Garten, Wald, Abraumhalden, Bachtal mit Fischteichen, Feuchtwiesen, Bergwerkstollen) und die dadurch gegebenen zahlreichen Grenzlinien ist die ökologische Bedeutung des Gebietes in einer großflächig durch Forst- und Landwirtschaft geprägten Umgebung kaum zu überschätzen. Diese Behauptung wird durch die reichhaltige Insekten-, Reptilien- und Fledermausfauna noch erhärtet. Ebenso wie bei den Pflanzen dient das Gelände auch vielen Tierarten als Rückzugsareal und "Trittsteinbiotop" in einer immer mehr verarmenden Landschaft.

C. Grubert