Naturschutzhaus e.V.

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Naturschutzhaus e.V.
Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Schlußbemerkungen

Im Untersuchungsgebiet existieren mindestens punktuell relativ stabile Reptilien-Populationen der Kategorie "vom Aussterben bedroht". Dies betrifft die Vorkommen der Mauereidechse und der Äskulapnatter. Doch schon aus "menschlicher" Sicht gesehene kleine Eingriffe führen gerade bei diesen spezialisierten Arten zu starken Einengungen bis hin zum Verlust des oft ohnehin kleinen Lebensraumes (Aufforstungen, Freizeitgärten, Wochend- und Baugebieten in den Randlagen).

Schwer zu überwindende Barrieren führen mangels Biotopvernetzung (s-elementen) sehr schnell zu isolierten Populationen (Hindenburgbrücke bei Rüdesheim, Dyckerhoffbruch bei Wiesbaden). So kann eine derzeit stabile Population hier z. B. durch die schon erwähnten "kleinen Einriffe" im Vordergrund von Naturgegebenheiten (schlechte Witterung) und Einflüsse über die Nahrungskette (z. B. Spritzmittel-Einwehungen) sehr schnell an den Rand der Existenz gedrängt werden.

Weiterhin werden selbst die kleinen Eingriffe in der Summierung in keinster Weise durch die Schaffung oder Neuanlage von Biotopelementen ausgeglichen. Beispielsweise ist die gezielte Umwandlung von Brachland und extensiv genutzten Wiesen mit ihren Anteil an "unordentlichen" Ecken, Gebüschen, Randbereichen aber auch Ruhezonen in Freizeitgärten, Siedlungsbereichen oder Waldzuwachsflächen als insgesamt fatal zu bewerten.

WaldeidechseDies betrifft nicht nur die Auswirkungen auf Reptilien, sondern selbst bei Eingriffen auf nur relativ kleinen Flächen wird - je nach Gesamtstruktur - der Biotopwert eines sehr großen Areals somit drastisch gesenkt. Erschwerend für die meisten Arten kommt noch hinzu, daß selbst bei Planungen, die offensichtliche Arten- und Biotopschutzbelange ausreichend berücksichtigen, der Ordnungssinn der späteren Nutzer meistens weder Raum noch Entwicklungsmöglichkeiten zuläßt. Somit fallen vorhandene Biotopstrukturen bezüglich des Biotopwertes sehr häufig auch ersatzlos aus. Einerseits ist ein Ausgleich für bestimmte Arten ohnehin nicht möglich, zum anderen spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Für viele, meist gerade die seltenen Arten, erfüllt der Ausgleich seine Bestimmung zu spät.

Glücklicherweise macht sich ein Wertewandel im Bewußtsein des Bürgers zumindestens punktuell bemerkbar. So konnten wir vielen Interessierten und Anrufern konkrete Tips in Sachen Reptilienschutz geben. Auch konnte z. B. einem Grundstückseigentümer mit Zauneidechsen-Population eine Biotopverbesserungsmaßnahme nähergebracht werden, die bei der Unteren Naturschutzbehörde Wiesbaden als Vorschlag eingereicht wurde. Auch wurden Vorschläge z. B. im Bereich des Möhrhölzchen bei Hallgarten und im NSG Sommerberg (Anlage von Grünschnitt- bzw. Misthaufen in geeigneten Bereichen) durch den Landschaftspflegeverband und das Staatliche Forstamt Chausseehaus problemlos realisiert.

Das für 1998 auserkorene Jahr des Kindes unter dem Motto "Jugend und Natur", das kreisweit von den Naturschutzverbänden und -vereinen durchgeführt wurde, konnte mit vielen kleinen Aktionen zu noch sehr vielen kleinen Biotopverbesserungsmaßnahmen seinen Beitrag leisten. Ohnehin ist schon der Wettbewerb "Reptilien" für Kinder und Jugendliche auf ein sehr positives Echo gestoßen, und seitens der lokalen Presse wurden sehr gute Artikel zum Thema veröffentlicht, die sicher unser aller Naturschutzbemühungen auf Interesse und Nachahmung stoßen lassen.

Bemerkenswert ist die mittlerweile häufig beobachte Akzeptanz und Toleranz zumindestens gegenüber bestimmten Tierarten, die auch oft ganz bewußt als Sympathieträger eingesetzt werden (sollten).

An dieser Stelle sei ganz allgemein allen, auch sporadisch Mitwirkenden gedankt. Die vielen Erfahrungswerte haben diese Zusammenfassung erst möglich gemacht.